Mantrailer oder auch Personensuchhund PDF Drucken E-Mail

Mantrailing kommt neuzeitlich aus Amerika und wird dort zur Vermissten- und Tätersuche vorrangig eingesetzt. Auch in Deutschland gewinnt der Mantrailer immer mehr an Bedeutung, hier jedoch hauptsächlich in der Suche mit Abgängigen. Wir versuchen in unserer Gruppe das in zahlreichen Seminaren uns angeeignete Wissen umzusetzen, aufzubauen und immer wieder zu erweitern.

Im Prinzip kann es jeder Hund, egal ob reinrassig oder Mischling: Ausgeglichenheit, Arbeitstrieb und selbstständiges Denken beim Hund ist aber schon eine Voraussetzung um eine derartige Arbeit auch erfolgreich zu bewältigen.

Will man es ernsthaft betreiben, so ist sicherlich eine solide Grundausbildung beim Trailen nicht unter 2 Jahren anzudenken, ein Team sollte jedoch bei regelmäßigem Training (ca. 2-3x pro Woche) in dieser Zeit in der Lage sein, grundlegendes Wissen und Handling anzuwenden um gut vorbereitet als Mantrailerteam agieren zu können. Soll heißen, dass in dieser Zeit (ca. 2, insg. sicherlich kaum unter 4 Jahre) Hund und Mensch im Zusammenspiel die Materie soweit verinnerlicht haben, dass sie als Team jetzt inzwischen wissen, worum es im Grunde geht. Auch wenn der Hund selbst es sicherlich sehr schnell begriffen hat, aber auf das richtige Zusammenspiel kommt es an, was halt dauert.

Teamfähigkeit, Bedachtsamkeit und körperliche Fitness stellen ebenso Grundvoraussetzungen an den Hundeführer, das wichtigste ist jedoch die besondere Eigenschaft, den arbeitenden Hund genau „lesen“ zu können.

Weiterhin wird oft genug betont, dass selbst ein gewisses Grundgerüst an Gehorsam (auch nur im Sinne von grundlegenden Anforderungen wie: „Sitz“, „Platz“, „Bleib“, „Fuß“ sowie alltägliches Grundverhalten in Verkehr und Personenumfeld) nicht dem Mantrailer zuzuordnen sei; doch scheint diese Offenbarung eher „Eins zu Eins“ aus dem Amerikanischen übernommen worden zu sein. Meiner Meinung nach sollten allerdings auch Mantrailer sich in der breiten Öffentlichkeit zeigen und im Einsatz entsprechendes Verhalten an den Tag legen können, was im Allgemeinen auch unter Erziehung zu fassen ist – leider gehen hier die Meinungen auseinander!

Die folgenden Abschnitte sollen lediglich einen kleinen Überblick/Eindruck von unserer Arbeit (Richtlinie) geben, wir erheben hier nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Hund / Mensch + Leinenhandling

Die direkteste Verbindung zwischen Hund und Hundeführer ist die Leine, über sie geht alles oder –im ungünstigsten Falle bei falschem Handling- eben nichts. Eine Erkenntnis, welche durch „Trockentraining“ bereits zu Beginn schnell verinnerlicht werden kann/sollte, auch wenn’s in der Praxis noch etwas länger dauert und man immer wieder daran arbeiten wird.

Üben, Üben, Üben! Die Leine ist die Diode zwischen Hund und Hundeführer. Sie sollte so gehändelt werden, dass soviel Informationen wie möglich vom Hund zum Hundeführer gelangen, umgekehrt jedoch der Hund keine Informationen über das Gedankliche sowie gefühlsbetonte Vorgehen vom Menschen erhält – nicht nur auf den Hundeführer fixierte Hunde sind wahrlich meisterhaft in dieser Disziplin, auch ohne Leine scheinen sie bereits jede Menge an Verhaltensausdrücken erhaschen zu können.

Hier muss der Hundeführer beharrlich daran arbeiten, um Einfluss nehmende Gesten, Hand- oder Kopfbewegungen etc. möglichst zu unterlassen.

 

Runner / Backup

Um effizient arbeiten zu können sind zuverlässige Versteckpersonen(VP's)/Spurenleger/Runner genauso wichtig wie ein Backup, der die Orientierung nicht verliert und ebenso Erfahrung im Lesen von Hunden besitzt. Die genau eingehaltenen Anweisungen von Hundeführer bzw. Backup an den Runner tragen zum Erfolg des Trails bei, egal ob es den Weg oder die Anzeige betrifft, auch wenn die Anzeige als eher zweitranging anzusehen ist.

Der Backup hat die Aufgabe, dem Runner Weg und Versteck/Endpunkt genauestens zu beschreiben bzw. -wenn nicht anders möglich- ihn zum Teil zu begleiten. Am besten werden hier entsprechende Hilfsmittel wie Funk/GPS eingesetzt, damit der Backup weder spurgleich zum Runner noch bis zum Endpunkt mit läuft, doch trotzdem peinlichst genau (!) über Weg und Endpunkt Bescheid weiß. Auch macht dies eine anschließende Besprechung mit dem Hundeführer erst wirklich möglich. Beides wird bei uns eingesetzt, als GPS setzen wir mit Erfolg das Astro 320 von Garmin ein. Der Einsatz eines derartigen GPS-Gerätes erspart Zeit, verhindert ungenaue Absprachen und vereinfacht das Zusammenspiel selbst in unbekannten Gebieten enorm.

 

Ausrüstung

In der Grundausstattung werden ein gut sitzendes Geschirr (speziell zum Trailen) für den Hund, sowie eine 5 - 7 m Leine (sie sollte gut zu händeln und nicht zu schwer sein) vorausgesetzt, plus Bestätigung (etwas besonders Leckeres und/oder ein Lieblingsspielzeug) und Geruchsartikel; das wäre schon alles für den Anfang.

Schnell sollte jedoch ein kleiner Rucksack/Gürteltasche für Wasser sowie ein kleines Erstehilfeset nebst Warnweste mit zur Ausrüstung gehören. Will man noch etwas professioneller werden, kommen noch Taschenlampe/Kopflampe sowie Walkie-Talkies dazu; mit der richtigen Wahl eines GPS-Gerätes gerät man dann schon an gewisse Grenzen, und der Erwerb einer Kopf- oder Brillenkamera zeigt einem schnell auf, dass diese Materialscala -wie überall- nach oben offen ist.

 

Geruchsträger / Individualgeruch

Der Hund folgt beim Mantrailen einer individuellen Geruchspur eines ganz bestimmten Menschen, diese wird dem Hund in Form eines GA’s dargeboten. Als GA = Geruchsartikel werden jene einsetzbaren Geruchsträger / Gegenstände bezeichnet, welche dem Mantrailer zur Verfügung stehen, damit dieser dann hiernach auch die Spur aufnehmen und verfolgen kann.

Unsere Körper sondern stetig Zellen (Hautschuppen) ab. Diese Zellen bilden unter Einwirkung von Bakterien den Individualgeruch jedes einzelnen Menschen, welcher noch durch unsere Hormone, Nahrung etc. geprägt wird.
Eine Luftschicht zirkuliert direkt am Körper, wodurch eine Luftbewegung entsteht und die abgestoßenen Hautschuppen –auch unter der Kleidung- nach oben in Richtung Kopf transportiert werden und dann in die direkte Umgebung gelangen. Oberhalb des Kopfbereiches erfolgt dann eine Abkühlung der Zellen und diese bewirkt, dass die Zellen zu Boden fallen. Von diesem Moment an bestimmen weitere Einflüsse wie Wind, Feuchtigkeit, Temperatur, Umgebung, Untergrund und Zeit den Gang (Erhalt und Aufenthalt) der Partikel. Somit ist es auch erklärlich, warum im Idealfall eine ältere Spur sogar besser ausgearbeitet werden kann, als eine frische, wobei noch einige Faktoren mehr zu berücksichtigen sind; weitere Aufklärung hierüber sollte entsprechenden Büchern/Quellen entnommen werden.

Der Geruchsträger sollte zu Beginn recht einfach und groß genug sein, frisch getragene Shirts oder Jacken eignen sich hier hervorragend. Danach kann man sich dann auch auf kleine Dinge (Socken, Halstuch etc.) einlassen, um den GA in Tüten (Gefrierbeutel etc.) gut deponieren zu können. Wichtig ist, dass für jeden Trail die Tüte gewechselt wird, um hier bereits eine Kontaminierung mit Fremdgerüchen zu vermeiden (es sollten beim Training auch immer genügend GA’s zur Verfügung stehen).

Erfahrungen haben uns jedoch gezeigt, dass -wenn der Hund bereits lange genug mit dem Grundsätzlichen des Trailens vertraut ist und seine Aufgabe verstanden hat- je schwieriger der GA sich für uns Menschen offenbart, der Hund damit wesentlich besser umgeht und uns manchmal in Erstaunen versetzt. Selbst schwierige GA’s wie: frisch mit den Fingern gepellte Mandarinen, eine Hälfte einer frisch abgebissenen Rumkugel (Konfekt) oder mit den Händen angefasste Stangen/Pfähle wie Straßenschilder etc. (erst gar nicht zu reden von Geruchskopien, Türgriffen, Autositzen etc.) stellen kaum die von uns erwarteten Schwierigkeiten dar, ganz im Gegenteil, man bekommt fast den Eindruck, je schwieriger sich der GA für uns gestaltet, desto besser kann sich der Hund auf seine Arbeit konzentrieren. Sicher arrangieren wir solche GA’s nicht für den Alltag, da kommen einfache Geruchsartikel zum Tragen.

 

Der Start

Beim Anbieten des Geruchsstoffes gibt es verschiedene Varianten, wir handeln hier angelehnt an die Methode und Art nach Kevin Kocher :
 
Perimeter - wir führen zum Start den Geruchsstoff in der gerade geöffneten Tüte in der Hand langsam zum Hund, auch hierbei wird im gleichen Moment der Geruchsaufname dies mit einem begleitendem Kommando ("riech" etc.) angezeigt, oder nach dem Perimeter - Geruchsgegenstand bereits angeöffnet vor dem Hund ablegen - Geschirr anlegen - Hund jetzt zum GA führen und mit einem gleichzeitigen Kommando die Geruchsaufnahme begleiten.

Die Gabe des GA‘s entscheidet jeder Hundeführer, wie lange jedoch der Hund am GA riecht, entscheidet der Hund für sich alleine. Der eine Hund benötigt gerade mal einen Nasenwisch über den GA, der andere möchte ausdauernd seine Nase damit betören. Das „Riech“kommando (wie auch immer der einzelne Hundeführer dies benennt) darf nur einmalig auf einem Trail (am Start) gegeben werden und dies gleichzeitig, wenn der Hund den Geruch vom GA aufnimmt, damit hier der Hund eine klare Verknüpfung zwischen Befehl und Geruch herstellen kann. Ideal wäre es, wenn der Hundeführer zeitnah danach den Hund mit einem weiteren Befehl in die Arbeit –den Trail- schickt. Bei uns wird auch der GA nur einmal –zu Beginn des Trails- dem Hund gegeben. Nur in Ausnahmefällen, wenn der Trail mal komplett unterbrochen und der Hund längerfristig aus derArbeit (Abnehmen des Geschirres, Ortsveränderung) genommen wird, ist der GA –nebst Kommando- zur Weiterarbeit wieder anzubieten. Um jede Verunsicherung auszuschließen, wird der GA immer wieder fest verschlossen und vom Backup (besser noch vom 2. Helfer) während des Trails geführt und nicht beim Hundeführer mitgetragen.

 

Der Trail

Jeder muss mit seinem Hund seinen individuellern Weg des Erarbeitens finden!
Im Prinzip füllt alleine dieser Punkt bereits Bücher, also beschränken wir uns hier auf das Dringlichste, um die Übersicht zu wahren.

Mantrailing= Teamarbeit! Der wichtigste und schwierigste Teil am Trail ist der Start, mit ihm steht und fällt der Erfolg eines Trails. Wir beginnen mit dem sogenannten Start-Ritual, egal wie es bei jedem einzelnen praktiziert wird, es sollte zumindest immer gleich sein. Somit weiß der Hund bereits sehr genau, was im Folgenden an Arbeit auf ihn zukommt.

Der Hund arbeitet selbstständig, wir unterstützen lediglich - wenn nötig. Unterstützen bedeutet jedoch nicht führen, sondern ihm Wege öffnen oder Möglichkeiten nur anbieten. Letzteres kann jedoch nur genau erfolgen, wenn wir den Hund auch bereits lesen können, daran werden wir wohl nie aufhören zu arbeiten, um genau dieses Zusammenspiel so zu perfektionieren, dass die Fehlerquote immer eher gegen Null geht als anders herum. Eines sollten wir dabei bedenken: die Fehler machen wir, an uns muss gearbeitet werden. Neben dem Lesenlernen des Hundes kommt noch etwas weiteres hinzu; unserem Hund zu vertrauen, auch das gelingt uns im Grunde nicht immer sofort und verlangt einiges von uns ab, zumindest anfangs.

Auf dem Trail selbst geht es unter anderem darum, die Bewegungsmuster unseres Hundes analysieren zu können. Somit können wir ihn –wenn nötig- unterstützen, lassen ihn aber auf seine Weise arbeiten. Nur so bekommen wir all jene Informationen, die wir brauchen, um das bestehende Vertrauen in unsere Arbeit nicht zu verspielen und es mehr und mehr auszubauen.

Sicher kommen von Mal zu Mal verschiedene Varianten mit ins Spiel, doch beschränken wir uns da im Grunde auf ein Highlight, bis dies verstanden ist, bevor weiteres überhaupt dazukommen kann. Die Trails variieren in der Regel in der jeweils angepassten Länge (in der Kürze liegt oftmals die Würze). Von Zeit zu Zeit kann dann auch gerne mal ein komplexerer Trail gelegt werden. Auch versuchen wir am Anfang einer neuen Aufgabe, den Hund langsam an diese heranzuführen und ihn dann später –wenn verstanden- die Aufgabe selbst erarbeiten zu lassen.

Wer seinen Hund nicht exakt lesen kann, kann ihn auch nicht bei der Arbeit unterstützen.

 

Die Anzeige

Fast alle haben sich bei uns für die Anzeigevariante „Vorsitzen“ entschieden. Anspringen und Anbellen scheint eher verpönt. Dem Runner wird bereits im Vorfeld mitgeteilt, wie der Hund die Anzeige gestaltet und wann (ganz wichtig) der Runner überhaupt erst reagieren soll. Die Belohnung (bei uns ausnahmslos entsprechend besonderes Futter) wird oft genug vom Hundeführer mitgebracht, anfangs/vereinzelt hat der Runner dieses noch bei sich, um direkt nach Erfolg den „Jackpott“ an den Hund zu übergeben. Die Freude des Hundeführers über den gelungenen absolvierten Trail gehört selbstverständlich genauso zur Belohnung des Hundes, wie das besondere Futter!

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