Besuch der Moosekuh PDF Drucken E-Mail

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Noch 3. Tag
Da bekamen wir etwas geboten, das schon fast zu einem Höhepunkt dieser Reise avancierte, der Flug zum Ausgangspunkt der Kanutour – zum Mc Clusky See. Hätte der Pilot vorher auch nur im Geringsten erahnt, was da auf ihn in punkto Sicht und Wetter zukommt, er hätte nicht im Entferntesten daran gedacht diesen Flug zu unternehmen!
Es gab manchmal Situationen, da gab’s weder ein Vor noch ein Zurück und seitlich ging’s schon wegen der Berge nicht, selbst wenn der Flieger den „Krebsschritt“ draufgehabt hätte!!!  Dann war Hochschrauben angesagt, ein probates Mittel -zum einen Abhilfe in einer unausweichlichen Situation-, aber auch gleichzeitig ein Mittel, das unser aller Häupter Runzeln auf die Stirn trieb, verbunden mit vereinzelten Schweißperlen! Aber besser als unter der Wolkendecke her zu fliegen, denn das hätte bedeutet; die Grasnarbe nach unten zu durchbrechen – hätte also nur weiteren Staub aufgewirbelt, denn zwischen Wolkendecke und Boden gab’s manchmal nicht mal mehr den Platz für den Pilotenschein flach dazwischen !!!
Selbst der anvisierte See lag zeitweise so in der Wolkendecke, dass die Heckflosse des Fliegers nach der Landung noch in der Wolke verschwunden war. Als der Flieger wieder zur Rückreise abhob, war sogar der gesamte See kurzzeitig komplett im Wolkennebel verschwunden.
Das Aufsetzen war für uns alle eine Erleichterung, wohl wissend, dass wir gerade einen Wahnsinnsflug hinter uns hatten, einen, den man wohl so nur - wenn überhaupt - einmal im Leben erlebt, wirklich einzigartig! Wir konnten die Leistungen des Piloten nur bewundern, auch wenn er diesbezüglich ein „alter Hase“ zu sein schien, der hier seinen „Job“ machte und eben manchmal seine kleine Maschine nur mit einigen Metern(!!!) Entfernung an den Bergwänden vorbeischraubte!
Schnell die Kanus von den Kufen geschnallt, denn er wollte wieder den Heimflug antreten, bevor es unmöglich wurde, auch wenn’s eigentlich bereits so schien. Aber was kann schon einen derart bewanderten Piloten davon abhalten, das wird vermutlich hier im Busch, hoch im Norden Canadas, zwar nicht sein täglich Brot sein, aber so ganz unbekannt bestimmt auch nicht!
Nun folgte unsere Stunde! Schnell, schnell, schnell, denn nun schienen von Sekunde zu Sekunde schwere Wolken aufzuziehen, voll mit genügend Wasser um uns damit das Herrichten des Campgrounds nicht gerade einfacher zu gestalten. Uns reichte bereits der Zustand des Umfeldes: Es musste hier schon mächtig geklatscht haben, denn über Wassermangel brauchte man sich nicht zu beklagen. 50 Meter durch das Unterholz - alle Pflanzen in Mannshöhe und quasi in Wasser getränkt- bedeuteten einen Durchweichungsgrad unserer Klamotten von 100%, selbst ein kräftiger Regenguss hätte das nicht mehr überbieten können! Da aber eine kleine Überdachung mit notdürftigen Wänden hier am See eben diese 50 Meter vom Campground entfernt stand und wir dort die Essenssachen deponierten, waren wir alle so nass, als wären wir zum Mc Clusky See geschwommen. Diese notdürftige mit Brettern verhangene Bleibe wurde nun erst einmal unser Aufenthaltsbereich. Ein Dach wenigsten über den Köpfen, das war ja schon was! Als wir alles verstaut hatten und unsere Zelte aufgebaut hatten, versuchten wir es uns hier so „gemütlich“ wie möglich zu machen, denn keiner wusste, wie lange dieser Bretterverschlag unser neues „Zuhause“ sein würde. Eine Weiterfahrt bei derartigem Wetter? Gar nicht machbar, dazu war unsere Ausrüstung noch nicht einmal kompatibel genug, denn ein Nebelhorn hatte ja wohl auch keiner in seinem Gepäck!
Alison war aber nicht nur unser weiblicher Guide, sie sah es wohl als ihre Berufung an uns hier das Leben so angenehm wie möglich aufzuzeigen, dazu gehörte dann auch ihre Leidenschaft, uns allen ein Mahl zuzubereiten, welches für kurze Zeit alles drum herum vergessen ließ und das nicht nur, weil’s heiß war! Denn der Bollerofen im Verschlag hatte im Laufe der Jahre bereits derart gelitten, dass er schon ohne seine Türe zu öffnen von fast 4 Seiten mit Brennholz bestückt werden konnte, nur noch der Rost selber hielt den Ofen zusammen. Eigentlich wärmte nur der Blick ins Feuer! Wir beschlossen, so durchtränkt wie wir waren, Holz zu suchen und es wenigsten hier vorzutrocknen, um später ein herrliches Lagerfeuer entfachen zu können!
Doch jetzt war erst einmal Essen angesagt, Halibut mit Pilzen, herrlichem Gemüse und Kartoffeln, schlug Alison vor und bekam eigentlich nur unsere leuchtenden Gesichter als Antwort. Die hatten wir bis jetzt noch nicht verloren!
So genossen wir unser fantastisches Essen im „Busch“, doch schien dieses nicht die einzige Überraschung des Abends zu sein. OK, der Regen ging zurück, doch was nun kam, damit hatte wirklich keiner gerechnet! Dicke Schneeflocken setzten ein und das noch im Juli! Da war dann auch unser Guide etwas sprachlos! Aber es sollte sich lohnen, denn der Wintereinzug hatte ja noch die ganze Nacht vor sich, um die Landschaft in ein weißes Kleid hüllen zu können. Bereits kurz nach dem Einsetzen des Schnees bereicherte ein kleiner Schneemann unsere Gesellschaft, als kleiner Beweis dafür, was da so vom Himmel kam.

4. Tag So. 31. Juli
Am Morgen war uns allen klar, an eine Weiterfahrt war erst einmal nicht zu denken. In der Nacht hatten wir so gute 8 cm Neuschnee bekommen. Auch mussten unsere Kleider alle erst einmal wieder trocken werden, ein Unterfangen, das im Moment ein größeres Problem zu sein schien.
So wurde nach einem herrlichen kräftigen Frühstück – Gemüsepfanne – das dritte Kanu erst einmal startklar gemacht (für den Flug wurden an einem Kanu die Sitze und Verstrebungen abgeschraubt um zwei Kanus ineinander zu stecken).
Danach machten wir eine weitere kleine Einführung in Sachen Kanufahren um anschließend den Platz auszumachen, der uns evt. am kommenden Tage als Ort diente, die Kanus dann im Creek wieder zu Wasser lassen, denn das Wetter klarte  minütlich auf. Danach gingen Kjell und Dominique auf Fischfang – in voller Antimoskitokluft, Karl und ich sorgten für reichlich Brennholz, welches zum Trocknen und für den Abend sehr dienlich war. Damit grillten wir die Kartoffeln und Alison machte aus dem heute im See frisch gefangenen Trout (Forelle) für alle ein wohlschmeckendes Mahl.
Danach ließen wir gemeinsam den Abend ausklingen und entdeckten dann gegen 22:30 auf der anderen Seite des Sees eine grasende Mooskuh- kaum auszumachen bei dem Licht-, die wir noch eine Weile beobachteten.
Doch dann kurz nach Mitternacht- wir waren inzwischen alle in unseren Zelten- wurde es in unserem Zelt nochmal munter. Die Moosekuh – es war wohl dieselbe, die wir zuvor gesehen hatten – streifte inzwischen bei uns angekommen durchs Lager an unserem Zelt vorbei. Ein Erlebnis ohnegleichen aus dem Plastikfenster Moose so dicht zu beobachten! Nur keinen Laut von sich geben, denn nicht nur das Glück war uns in diesem Moment Hold , auch Respekt machte sich breit und davon genug! Nach einer Weile zog das grasende Moose wieder weiter und mit dem entsprechendem Glücksgefühl sowie Müdigkeit gehörte der Rest der Nacht dem Schlaf.
5. Tag Mo. 1. August
Mit „pancakes“ versüßte uns Alison den Morgen und anschließend war Hiking angesagt. Der Caribooberg – wir hofften, er mache seinem Namen alle Ehre – war unser Ziel. Doch außer Blaubeeren und einem Berghuhn sowie einer fantastischen Aussicht auf die herrliche Umgebung – falls es die Sicht manchmal zuließ- war nichts zu entdecken. Kein Moose, kein Cariboo und kein Bär zeigten sich an diesem Tage, aber wie sollte es auch… bei unserem Gesang, um uns die „zahlreichen“ Bären vom Halse zu halten…?
Nach dem Trip wusste Alison uns wieder gut zu stärken, eine Gemüse-Reis-Pfanne mit Ingwer und Knoblauch wurde gezaubert und zeigte auf, wie herrlich auch hier das Essen im Busch immer wieder sein kann!
Danach noch einmal Kanutraining auf dem See, denn am kommenden Tage sollte es nun langsam losgehen, das Wetter klarte langsam immer mehr auf, von den Schauern nebenher mal abgesehen. Doch zuerst war eine Portage über den Hügel zum Creek vorgesehen, dann das Leinen der Boote bis zum Wind River, wir ließen uns überraschen und gingen in voller Erwartung auf den kommenden Tag zur Nachtruhe über.

6.Tag Di. 2. August
Um 6 Uhr begann der Tag mit regenfreiem Wetter und einem Frühstück aus Reis (Rest von gestern) und Blaubeeren, die wir vom Caribooberg mitgebracht hatten, sie versüßten uns den heutigen Tageseinstieg ungemein. Mit dieser Stärkung sollte uns dann kein Boot und kein Gepäckstück zu schwer für die Portage sein.
Danach begann das Packen und der Transport aller Dinge zum Creek auf die andere Seite des Hügels. Boote zu Wasser lassen und das Gepäck verstauen, dann ging’s ca. gute 3 Kilometer durch eiskaltes Wasser durch diesen doch recht bewegten kleinen Creek bis zum Wind River. Wer hier schon mit entsprechenden fehlenden Neoprensocken aufwartete, der hatte wahrlich schlechte Karten! Gut, dass einer von uns ein paar Neoprensocken übrig hatte, so konnte dem geholfen werden, der diesen Trip etwas gemütlicher eingestuft hatte! Mit meinen guten alten Neoprenschuhen konnte ich hier prächtig mithalten. Das Wetter hielt, was es am Morgen bereits versprach und sorgte somit für weitere gute Stimmung.
Am Wind angekommen, machten wir die ersten praktischen Erfahrungen mit den Kanus, Einsteigen, Abbiegen in den Wind River und dann direkt auf die andere Seite, hier wollten wir unser kommendes Camp aufschlagen. Nach erstem Bekanntmachen mit dem Wind River und seinen Eigenarten startet Alison mit jedem von uns ein kleines Einzeltraining, eddies, eddy lines und ferries sowie pull, draw, cross und back, side- und forward waren wichtige Elemente der kleinen Sondereinlage, die Alison uns angedeihen ließ. Sie ging anfangs noch davon aus, die Truppe sei kanufit, dabei waren wir alle nur blutige Anfänger, was das Kanufahren auf solchen Gewässern anging, außer Kjell, der hatte bereits im vergangenem Jahr hier im Yukon eine ähnliche Fahrt unternommen, aber auch seine Erfahrungen wurden aufgebessert und für diesen doch recht flotten River, der mit teilweise 2+ eingestuft wird, fit gemacht!
Lecker Essen - heute gab’s CousCous- schloß diesen bereits erlebnisreichen Tag ab und eine gemütliche Runde am Lagerfeuer ...

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